„Wenn es in den Fingern kribbelt“
„Ich hab' anfangs viel abgezeichnet, Bilder, Gegenstände.“ Bis ihm das zu langweilig wurde und er eigene Sujets und neue Techniken und Materialien ausprobierte. Aber: „Die Zeichnung ist Grundhandwerk!“ Mit 19 Jahren hatte Gerhard Klarmann seine erste eigene Ausstellung. Den Bamberger hat niemand an die Malerei herangeführt. Das hat sich für ihn natürlich entwickelt.
Blauer Küchentisch
Sein erstes Atelier: die elterliche Küche in Bamberg. In seiner Anfangsphase der Ölmalerei „war der Küchentisch immer blau. Damals habe ich viel Blau verwendet. Meine Bilder waren voller trauriger Gesichter und leerer Blicke.“ Das ging vorüber. Ebenfalls ein Ende hatte dann die Arbeit mit dem Material Ölfarbe. Denn die trocknete für den Jungen in der Pubertät zu langsam. Vier bis fünf Wochen kann es dauern, bis ein Bild richtig durchgetrocknet ist. Er begann mit Aquarellen, Faltungen und Collage-Techniken zu experimentieren. Und er fand zu Acrylfarben. Bis heute sind sie für ihn noch nicht ausgereizt: „Man kann sie pastos-reliefartig auflegen, sie immer weiter bearbeiten – schaben, kratzen, ritzen.“
Zweites Thema: Skulpturen
Da sind wir schon beim zweiten großen Thema von Gerhard Klarmann: den Skulpturen. Sie sind wie seine Bilder nicht überdimensioniert, passen auf Tische oder an die Wand. Metall, keramisches Material, Pappmaché, Speckstein, Fundstücke – damit beschäftigt er sich seit Jahren und er findet immer wieder neue Ausdrucksformen – auch in Kombination mit der Malerei.
Inspiriert durch die Stadt
Seine Inspirationen? Wie weit wirkt da die Stadt Bamberg mit ihrer Vielzahl an architektonischen und sakralen wie profanen Kunstwerken, die in der Stadt sich en passant dem Auge anbieten? „Bestimmt hat das mich beeinflusst. Man kann nicht an all dem vorbeilaufen, ohne dass es einen beschäftigt.“ Und es gab in der Jugendzeit eine regional sehr bekannte Künstlerin, die ihn beeinflusst hat. Ihre Technik, Seidenpapier eingeweicht und geformt auf den Bildträger aufzubringen, gab ihm wichtige Impulse, und eine zeitlang hat er sich daran abgearbeitet. Doch im Bewusstsein war ihm immer, für sich eine eigene Sprache finden zu müssen, die eigene Handschrift. „Und das hat lange gedauert.“
„Man kann nicht aufhören“
Gerhard Klarmann begann, auf der gewonnenen handwerklichen Basis zu experimentieren. Und dieser Prozess dauert an. So zeichnet und malt er täglich, auch im Urlaub. Erprobt neue Farbspektren und Ausdrucksformen. Formt aus keramischem Material und Pappmaché kleine Unikate, die zum Teil bemalt und mit Blattgold belegt als Schmuckstücke gefasst werden. Und nebenbei schreibt er ab und zu Gedichte. Sein Atelier ist Werkstatt und Ausstellungsraum für alle seine bisherigen gestalterischen Phasen. Das neueste Werk steht auf der Staffelei. „Es ist wie eine Sucht – man kann nicht aufhören, es kribbelt, man muss einfach malen.“
Text: Beate Klein